23. Oktober 2011

EUROPA WAS JETZT? Jahn Johannes



„Opfern wir nicht leichtfertig das Gemeinschaftswerk“!
(KURIER 19.10.2011)

Hugo Portisch hat Geschichte erlebt und diese den Menschen auf einmalig lebendige Weise nähergebracht. Klar, deutlich und unverstellt.
Doch „Was jetzt“, wie der Titel seines gleichnamigen neuen Buches lautet?

„Die EU ist immer noch eine Friedenszone“,
bringt er zu Papier und hierin irrt er deutlich.

Gewiss, die Weltkriegsattitüden sind nicht mehr offensichtlich,
obwohl noch immer vorhanden; oder ist der Angriffskrieg der NATO mit den US-Streitkräften in Afghanistan ein Akt der Friedens?
Gewiss, in der EU selbst herrscht „Frieden“, ein trügerischer zwar,
aber immerhin. Doch von einer „Friedenzone“ zu sprechen,
jetzt, da sich in sämtlichen Städten dieser Zwangsgemeinschaft die Wut der Bürger entlädt, stimmt befremdlich.

„Terror ist der Krieg der Armen. Krieg ist der Terror der der Reichen“,
wie Sir Peter Ustinov erkannte;
und längst schon ist an die Stelle eines globalen Krieges mit Waffen der Krieg zwischen Arm und Reich, zwischen denen da oben und denen da unten, getreten. So ich den Schlagzeilen dieser Zeit folge, kann ich von einer Friedenzone kaum etwas bemerken.

Portisch spricht von einem „Gemeinschaftswerk“.

Auch das ist äußerst fraglich. Denn war es nicht vielmehr die flächendeckende Propaganda, der die Menschen ausgesetzt waren, als es darum ging,
ein EU-konformes Abstimmungsverhalten für den Beitritt zu erzielen;
und ließ man bei unwillkommenen Ergebnissen nicht so lange abstimmen,
bis man das gewünschte Resultat hatte? Ein Gemeinschaftswerk?
Bestimmt. Allerdings jener Eliten, die diese Union unter allen Umständen in die Wirklichkeit heben wollten.

„Die Verluste, die jetzt geschehen, sind nicht die Schuld der EU, sondern Folge der Globalisierung“, so Portisch weiter.

Auch hier ist der Befund mangelhaft. Wer, wenn nicht die EU,
die für die Rahmenbedingungen der Finanzwelt zumindest in Europa zuständig ist, ist hier haftbar? 

Und schließlich spricht Portisch von einer „positiven Einstellung“,
die es zur EU zu haben gilt. Wie bitte?

Nach all den Skandalen, Anmaßungen, Bevormundungen, Gesetzesbrüchen, blanken Lügen und Täuschungen der Bürger fordert dieser ausgewiesene Fachmann seiner Zunft allen Ernstes dies?

Es scheint, Hugo Portisch ist in dieser Zeit noch nicht ganz angekommen und zieht seine Schlüsse immer noch aus den Erlebnissen einer Epoche,
die von militärischen Auseinandersetzungen geprägt war,
wodurch es ihm nicht möglich ist, die Ereignisse, die heute auf Europas Straßen stattfinden, als „Krieg mit anderen Mitteln“ zu definieren.
Und diese „Kriege“ entstehen aufgrund des Wesens der EU,
die diktatorisch, allmächtig, am Menschen vorbei bestimmt und sich weder um das Selbstbestimmungsrecht der Staaten noch um das der einzelnen Bürger schert.

Vielleicht war die EU als Friedenprojekt von einigen Philanthropen angedacht, was aus ihr geworden ist, dass zeigt sich nun mit jedem Tage deutlicher.

Doch Portisch trifft ins Schwarze, indem er feststellt:
Für ihre Repräsentanten haben die Regierungen wirklich die Schwächsten der Schwachen ausgesucht“ (KRONEN ZEITUNG, 19.10.2011).
Diesem Befund ist nichts hinzuzufügen; zutreffend, klar und unmissverständlich in der Diktion eines herausragenden Journalisten.

Doch was jetzt?

Erkennen, was auf allen Ebenen dieser unsäglichen Europäischen Union geschieht, was etabliert werden soll, was bedeutet:
Die Zeichen DIESER Zeit zu erkennen und sie nicht nur aufgrund der bereits geschriebenen Geschichte deuten zu wollen.

Nicht „leichtfertig opfern“, sondern zielstrebig und bestimmt diese Union,
die sich mit jedem Tag mehr zu einer Diktatur alten Schlages entwickelt, verlassen.

Ich vertraue darauf, dass dies auch von solchen Kalibern der Berichterstattung bald durchschaut und erkannt wird,

Ihr Jahn Johannes

Dieser "Kommentar" erging als "Leserbrief" an sämtliche Tageszeitungen und Wochenmagazine in Österreich, Deutschland und der Schweiz.


siehe auch – Jahn Johannes: